#2 mit Maren Waffenschmid | Was kann die Pharmaindustrie von einem Museumsbesuch lernen?

Die Pharmaindustrie mag bei inhaltlicher Expertise über ihre Produkte überragen, gutes Produkt-Marketing ergibt sich daraus aber noch lange nicht. Da kann es helfen, sich bei anderen Branchen umzuschauen: In dieser Folge sprechen René und Dominik mit Expertin Maren Waffenschmid über Redaktionsprozesse und Arbeitsweisen in der Museumspädagogik und welche Learnings man daraus für kreative Content-Vermittlung ziehen kann.

0:10: Gast Maren Waffenschmid über ihren Werdegang 

3:44: Was erzählt eine Tasse? Inhaltliche Kuratierung im Museums-Kontext 

8:07: Zielgruppendefinition in der Museumspädagogik

13:37: Herausforderungen von Content-Vermittlung 

18:04: Inhaltliche Arbeit und Redaktionskonzept im Museumsbetrieb

21:14: Arbeitsteilige Redaktionsprozesse im Pharma- und Kulturkontext

25:41: Wie gelingt kreative Vermittlung von Pharma-Content?

30:21: Warum MedizinerInnen an Wikipedia nicht vorbeikommen

36:58: Medium suchen, Publikum finden

41:06: Korrekturschleifen: Das Ende der Kreativität 

44:21: „Weg vom Produkt, hin zur Zielgruppe!“

Auf den ersten Blick haben die Pharmaindustrie und Museen nicht viel miteinander zu tun. Und auf den zweiten Blick eigentlich auch nicht. Und genau dort liegt das Problem: Denn gerade da, wo Museen begeistern, nämlich bei der anschaulichen Vermittlung von oft komplexen Inhalten, liegen definitiv nicht die Stärken der Pharma-Branche. Das ist schade, denn an inhaltlicher Expertise mangelt es nicht. Eine kreative Marketing-Perspektive muss sich also bemühen, eine Zielgruppe klar zu definieren und eine gute Ansprache zu schaffen. Da ist es naheliegend, auf Erfahrungen aus der Museumspädagogik zu schauen, deren Kernbusiness die bestmögliche Inhaltsvermittlung ist. Denn denkt man in der Content-Kategorie, gelingt ein Vergleich auch auf den ersten Blick:

Zielgruppendefinition: Ein Museum steht für alle offen, seien es KunstexpertInnen oder Menschen, die sich auf ihrem Sonntagsspaziergang nur verirrt haben. Texttafeln und Hintergrundinformationen müssen auf beide Gruppen zugeschnitten sein. Parallel dazu braucht Healthcare-Marketing eine genaue Definition des potentiellen Kundenstamms, sonst geschehen Entscheidungen zu Komplexität und Darstellung von Inhalten im luftleeren Raum. 

Arbeitsteilung: Inhaltliche Vermittlung ist in den meisten Fällen in einen Redaktionsprozess eingebettet. Sowohl im musealen als auch im Pharma-Kontext gilt es dabei, die besten Potentiale aller Beteiligten zu nutzen. 

Spannende Ansprache: Warum muss eine ÄrztInnen-Konferenz unbedingt eine trockene und langweilige Veranstaltung sein? Jeder Mensch sucht immer nach Dingen, die ihn neugierig, verträumt, gespannt und glücklich machen. Nur findet er sie öfter in einem guten Museum als auf einer Konferenz oder einem Erklärvideo von neuen Medikament-Rezepturen. Warum eigentlich? 

Gute Präsentation: Auf der Suche nach Studien verlassen sich viele ÄrztInnen immer noch auf Wikipedia. Kein Wunder, denn diese Inhalte stehen ohne viel Aufwand bereit und werden dann noch ansprechend präsentiert. Für Infos über die Malerei der Romantik würde sich hingegen keiner auf Wikipedia verlassen. Denn an die Ausstellung mit guten Hintergrundinformationen im Museum reicht die Online-Enzyklopädie nicht heran. Medizinische Studien und Malerei sind nur dann nicht vergleichbar, wenn man sich weigert, bei beiden die Content-Perspektive zu sehen. 

Dominiks Motto: „Weg vom Produkt, hin zur Zielgruppe!” Eine Message, die Museen längst verinnerlicht haben und deswegen jedes Thema gut verkaufen können. Höchste Zeit für Healthcare-Marketing, davon etwas zu lernen.