#03 | Sinn und Unsinn von Patientenprogrammen

Das Thema dieser Ausgabe des Podcasts mit René Neubach und Dominik Flener: Über Sinn und Unsinn von Patientenprogrammen - ist der Arzt der Gatekeeper?

Transkript:

Intro: R&D on Patients, der Podcast mit René Neubach und Dominik Flener über digitales Marketing und Kommunikation im Healthcare Bereich mit dem Patienten im Fokus.

René Neubach: Hallo und herzlich willkommen bei R&D und Patients Episode drei. Mein Name ist René Neubach!

Dominik Flener: Und mein Name ist Dominik Flener, herzlich willkommen!

René Neubach: Heute beschäftigen wir uns mit dem Thema über Sinn und Unsinn von Patientenprogrammen. Ist der Arzt der Gatekeeper? Ein bisschen aufbauend auf unserem letzten Podcast, wo wir sehr stark über Patient Centricity gesprochen haben. Und hier jetzt einmal zur ersten, taktischen Ausprägung.

Dominik Flener: Ja, große Grundsatzfrage, die am Anfang eines jeden Patientenprogrammes stehen muss ist die Frage, ist das Patientenprogramm Teil der Gesamtstrategie oder ist es ein Miniprojekt, weil Budget übrig ist? Ich formuliere es jetzt einmal ganz plakativ. Und wir sehen eines ganz klar und ich glaube, das ist auch unseren Zuhörern vollkommen bekannt. Ein Patientenprogramm darf keine Insellösung sein, sondern muss Teil einer Gesamtstory sein, auch Gesamtteil der Selling Story sein.

René Neubach: Ja und natürlich hat das Ganze auch ein bisschen damit zu tun, wohin entwickelt sich die Branche? Wohin entwickeln sich die Unternehmen? Und da sieht man natürlich schon sehr stark einen Wechsel weg vom Fokus rein auf das Produkt, hin zu, wir bleiben jetzt wieder bei unserem Stichwort vom letzten Mal, Mehrwert und Unterhaltung zu bieten. Etwas, das einfach eher in Richtung Servicecharakter geht und ein bisschen weggeht vom Produkt.

Dominik Flener: Ja und ich glaube, das siehst du, als Content Experte, René, ja auch einfach als Entwicklung der letzten Monate und Jahre, dass dieses so: „Ich prügle mal einfach die Produktbotschaften raus", dass das einfach ein Ablaufdatum bekommen hat.

René Neubach: Klar, ja. Und man sieht natürlich auch, wenn man sich Gedanken macht über Patientenprogramme – also wir arbeiten ja sehr stark in diesem Feld auch, solche Programme zu entwickeln. Inhaltlich auch, was ist die richtige Story, die man da hineinbringt? Da muss man sich natürlich auch einmal überlegen, wer sind denn die ganzen Stakeholder in diesem Patientenprogramm? Wen muss man erreichen, damit man so ein Programm erfolgreich machen kann? Und da kommt man natürlich sehr stark auch in der Arbeit darauf, dass da manche Mechanismen im Unternehmen auch ein bisschen optimiert werden müssen, um dahin zu kommen. Jetzt einmal abgesehen vom Patienten, der natürlich im Zentrum dieses ganzen Programms steht, deswegen ist es ein Patientenprogramm, der natürlich direkt angesprochen werden sollte, soweit das halt rechtlich möglich ist. Also bleiben wir jetzt einmal kurz bei einem plakativen Beispiel, einer Website, die ein Patientenprogramm beinhaltet, kann ich mir natürlich überlegen trotzdem Inhalte öffentlich zur Verfügung zu stellen, damit ich schon einmal ein bisschen über die Suchergebnisse hinein komme. Natürlich aber dann ein bisschen maßgeschneiderte Programme. Dort liegt dann, glaube ich, eher das Geheimnis zu normalen Webseiten, die über Dinge informieren, wirklich maßgeschneidert, individuell auf den Patienten gefertigte Inhalte. Ob das in Lebensphasen ist, ob das mit Krankheitsgraden zu tun hat, dort einfach wirklich die Inhalte so gut wie möglich maßzuschneidern.

Dominik Flener: Man wird daher auch sehen, wir brauchen immer zwei Phasen. Wir brauchen einerseits eine gewisse Phase, wo dem Patienten oder dem Nutzer des Patientenprogrammes Gusto gemacht wird, in gewisser Form das Vorspiel. Aber was spannend ist, es darf nach dem Vorspiel nicht vorbei sein, sondern es muss dann wirklich die Möglichkeit geben, vertiefend in den Content einzutauchen. Und daher sehen wir eines, wir haben nicht nur den Patienten als Stakeholder in dem Patientenprogramm, sondern in weiterer Folge natürlich auch den Arzt, der vielleicht auf den ersten Blick nicht direkter Anwender ist, aber ein wichtiger Multiplikator ist. Und vielleicht auch dann ein wichtiger Multiplikator ist, wenn er selber zum Anwender wird. Und genau mit dieser Frage wollen wir uns auch heute im Podcast beschäftigen. Ja und wenn wir daher den Arzt als Multiplikator drinnen haben, dann gibt es eigentlich einen direkten Link in weiterer Folge zu Personen, die in einem Pharmaunternehmen heute – nach vielen Diskussionen der letzten Jahre – trotzdem immer noch nicht wegzudenken sind. Und das ist unser Außendienst, der draußen unterwegs ist, der die Relation zum Arzt hat. Und daher die ganz wichtige Aussage für heute auch, wenn ich ein Patientenprogramm launchen will, geht es nicht ohne Patienten, logisch geht es aus unserer Sicht aber auch nicht ohne Arzt und wenn es ohne Arzt nicht geht, geht es auch nicht ohne Außendienst.

René Neubach: Das ist glaube ich so ein bisschen unser Kernthema heute, dass wir uns anschauen, wie kann man in dieser Kommunikationsschiene Unternehmen, Außendienst, Arzt, Patient ein bisschen gut wirken. Und um da ein bisschen die Basis zu setzen, möchte ich einmal ein bisschen über Erfahrungen sprechen, die wir bisher gemacht haben bzw. was wir auch sehen draußen bei Unternehmen. Es ist natürlich immer noch so, dass der Außendienst einerseits sehr produktfokussiert ist in seinem Handeln, vor allem aber auch in seiner Einstellung. Und wenn wir uns jetzt Patientenprogramme ansehen, also ein konkretes Beispiel, das ich da bringen kann, ist, wir haben ein Patientenprogramm, das sehr erfolgreich ist, das von Patienten sehr gut angenommen wird. Das sehen wir aufgrund der Interaktionsraten im Produkt und im Projekt selber. Und wir kriegen auch qualitativ sehr hohes und gutes Feedback von Ärzten, wenn wir mit ihnen über das Programm sprechen, weil es einfach einen großen Benefit hat für die Patienten selber. Das Problem, das wir allerdings sehen ist, dass unsere Neuregistrierungsraten zu niedrig sind. Das kann man sich ein bisschen anschauen, woher kommt das? Das hat mehrere Gründe. Aber einer der Hauptgründe, den wir identifiziert haben ist einfach, dass der Außendienst das Programm nicht positiv genug – oder dem nicht genug Beachtung schenkt, wenn er mit dem Arzt darüber spricht. Also das Patientenprogramm wird erwähnt, aber dann eigentlich nicht erlebbar gemacht. Und das ist so ein bisschen diese Erfahrung, die wir da gemacht haben.

Dominik Flener: Und da kommt dann wieder unsere Außendienstexpertise zu tragen, nämlich die Erfahrungsweite, die wir sehen, dass die Mitarbeiter eben genau von dieser Produktzentriertheit, von dieser Produktfokussierung nicht abgeholt worden sind hin zu einer kompletten Selling Story, die auch den Servicecharakter des Unternehmens umfasst. Der Mitarbeiter ist immer noch sehr stark damit beschäftigt zu argumentieren, warum das eigene Produkt jetzt hier in der Kurve 3% besser ist als der Mitbewerb. Aber genau dieses Serviceportfolio rundherum, diese Gesamtsicht des Unternehmens ist hier in den Hintergrund gerückt, oder ist bisher von den Mitarbeitern oft nicht verstanden und nicht ausreichend erklärt worden.

René Neubach: Ja.

Dominik Flener: Ja und daher sehen wir eben den wichtigen Punkt, der Außendienst muss hier mit involviert sein. Und involviert sein, heißt für uns nicht, dass der Mitarbeiter das einmal bei der Außendiensttagung erklärt kriegt, dann sagt: „Okay gut, jetzt nehme ich es halt einmal zwei Wochen mit auf meine Tour", es zwei Wochen mit den Ärzten bespricht und dann sagt: „Okay, puh, ich habe es eigentlich besprochen." Sondern dass gerade diese Patientenprogramme, die ja langfristig laufen, auch langfristig in die Außendienstgespräche eingewoben werden müssen. Das heißt, es geht nicht darum, es einmal zu erwähnen und dann keine weitere Begleitung der Ärzte zu machen, sondern wie z.B. auch bei dem Programm, das du vorher erwähnt hast, natürlich jetzt immer wieder, oder Patienten, die enrolled sind in dem Programm, immer wieder informiert werden, dass diese Informationspakete auch vom Außendienst aufgenommen werden in die Gespräche. Und das ist aus unserer Sicht genau der wichtige Punkt, dass der Außendienst mit einem Patientenprogramm einfach Content für seine Gespräche kriegt. Und damit jetzt wegkommt von: „Herr Doktor, ich rede heute über Produkte X und wir sind 3% besser", und der Arzt sagt: „Danke, das weiß ich schon!"

René Neubach: Ja und da kommen wir auch schon direkt so ein bisschen auf die Voraussetzungen zu sprechen, die so ein Patientenprogramm, bzw. die erfolgreiche Bewerbung, das erfolgreiche Führen und Umsetzen eines solchen Programmes mit sich bringt. Und zuvorderst sieht man einfach einmal, das Allerwichtigste, das wir in der internen Kommunikation voranstellen müssen und auch wollen und das auch tun teilweise mit unseren Kunden ist, dass der Außendienst das Programm wirklich als Bereicherung sieht. Da kommen wir dann später noch einmal dazu, wie man das ein bisschen kommunizieren kann. Aber das ist einmal so der erste Schritt. Weil wenn das nicht gegeben ist, dann werde ich den Außendienstmitarbeiter auch nicht dazu bringen, dass er es entsprechend bewirbt.

Dominik Flener: Ja und Bereicherung heißt für uns jetzt einerseits der Gespräche und vielleicht auch andererseits eines Bonusschemas. Auch das ist vielleicht manchmal noch ein Thema, dass der Außendienst sagt. „Na, warum soll ich darüber reden, ich werde an einer einzelnen Packung gemessen?" Und auf die Frage geben wir auch noch eine Antwort, nämlich das Thema Sales Impact dementsprechender Patientenprogramme. Aber er muss es voll umfänglich einfach als Bereicherung sehen und sagen: „Ah, das ist einmal ein spannender Input für mein Produkt!" So wie man in der Vergangenheit hat der Außendienst gesagt: „Ich brauche jedes Quartal einen neuen Folder!" Diese Zeiten sind ein bisschen vorbei. Daher jetzt die Chance einem Patientenprogramm immer wieder neue Inputs liefern zu können, die dann für den Arzt und für den Patienten spannend sind.

Der zweite Punkt ist aus unserer Sicht ganz wichtig, den Außendienst auf diesem Weg auch zu begleiten. heißt, im Rahmen von Gesprächstrainings für den Außendienst das zu üben. Wie baue ich jetzt ein Gespräch auf, wenn das Patientenprotal, das Patientenprogramm plötzlich Inhalt des Gespräches ist. Das klingt auf den ersten Blick vielleicht irgendwie offensichtlich, dass der Außendienst das doch eigentlich können muss. Weil sie sind die Vertriebsprofis, sie sind die Verkaufsprofis. Aber es ist natürlich eine ganz andere Geschichte, ob ich hingehen muss und sagen muss: "Okay, das ist jetzt das Produkt und ich spreche jetzt über das Produkt", oder: "Ich muss hier über ein Programm sprechen, oder möchte über ein Programm sprechen, das den Patienten begleiten soll?" Das ist schon noch einmal um die Ecke gedacht. Das ist etwas ganz anderes inhaltlich gesehen. Und daher wäre es aus unserer Sicht wichtig, den Außendienst dafür im Gesprächstraining entsprechend vorzubereiten.

René Neubach: Ja und dann gibt es natürlich sehr praktische Dinge auch, die man sehr oft vergisst auf diesem Weg, interessanter Weise. Aber z.B., dass man den Außendienst vielleicht auch dazu bewegt, dass er sich selbst für so ein Programm anmeldet, dass er es selber einmal erlebt, wie der Patient da eigentlich betreut wird. Was natürlich dann auch wieder, so wie du es schon vorher erwähnt hast, Dominik, auch Gesprächsstoff für die nächsten Treffen mit dem Arzt mit sich bringt. Weil wen ich ganz genau weiß okay, was sind so die Themen, die in so einem Patientenprogramm beleuchtet werden und das sind ja jetzt nicht nur Behandlungsguidelines, sondern da geht es ja auch darum, wie lebe ich mit meiner Krankheit? Wie führe ich ein relativ gutes Leben noch dabei? Und wenn man da dem Arzt schon ein bisschen einen Geschmack geben kann in diese Richtung, dann hilft das natürlich. Das hat aber zur Voraussetzung, dass ich mich selber mit dem Programm als Außendienstmitarbeiter damit beschäftigen muss.

Dominik Flener: Und das ist ja eine wichtige Grundvoraussetzung, von der wir ausgehen müssen, dass das Programm inhaltlich gesehen sich mit den Inhalten deckt, die der Mitarbeiter, der Außendienstmitarbeiter, beim Arzt auch bespricht. Und das muss ja Hand in Hand gehen. Das heißt, bisher haben wir Produktfokussiert argumentiert, haben hier über Compliance Themen gesprochen, haben über Produktvorteile gesprochen, haben ja auch in vielen Fällen im Gespräch darüber gesprochen, was bringt denn dieses Produkt final für den Patienten? Und das muss natürlich jetzt hier zusammenhängen. Und dann darf es für einen Außendienstmitarbeiter eigentlich gar keine Problematik mehr sein über das Programm zu sprechen. Aber er muss es laufend einfach promoten. Und es darf nicht so ein One-Time-Shot sein, wo einmal etwas dazu gebracht wird und dann nicht mehr. Insofern ist es natürlich auch eine Herausforderung für das Marketing, solche Portale und solche Programme immer wieder dem Außendienst mit neuen Insights, mit neuen Themen spannend zu machen. Das können jetzt Rückmeldungen sein von wie ist die Interaktionsrate? Welchen neuen Content haben wir online gestellt, etc.? Und dann darf nicht die Antwort kommen vom Außendienst: "Puh, was waren eigentlich meine Login-Daten?"

René Neubach: Ja, man sieht, es gibt so ein paar einfache, praktische Dinge, die da einfach gegeben sein müssen. Und es geht natürlich, ich möchte das jetzt noch einmal erwähnen, weil du das vorher einmal erwähnt hast. Es kann nicht sein, dass ich nur einmal mit so einem Programm zu einem Arzt gehe und dann auf eine Durchdringungsrate von 100% hoffe. Also ich muss schon schauen, dass der dieses Produkt und dieses Programm wirklich versteht und es wirklich auch als Benefit versteht. Weil da kommen wir jetzt dann in einen Bereich, der nämlich für den Außendienstmitarbeiter individuell, aber vor allem auch für das Unternehmen spannend wird, nämlich der Frage nach dem Sales Impact.

Dominik Flener: Weil da ist einmal ein ganz wichtiger Punkt und wir haben das vorher ein bisschen, in der Vorbereitung auf den heutigen Podcast besprochen, wenn wir ein Produkt launchen, dann haben wir die Situation, da ist der Außendienst, ich darf es sehr direkt formulieren, einfach sau geil auf das Produkt. Der redet über das Produkt und redet über das Produkt und ist so richtig energetisiert. Natürlich und deswegen funktioniert es auch, weil einfach alles auf diese Produktbotschaften, auf diese Themen eingeschworen wird. Und das ist der Anspruch, den wir auch an ein Patientenprogramm erheben, ja? Dass der Außendienst sagt und auch das ganze Unternehmen sagt: "Das ist halt so ein richtig geiles Teil, dass wir da auf die Straße gebracht haben! Und das wollen wir einfach auch wirklich pushen, darüber wollen wir alle reden." Und es ist nicht ein Produkt, ein Programm, eine Idee, die so en passant, dementsprechend im Arztgespräch erwähnt wird.

René Neubach: Und deshalb vielleicht auch einmal ein kleiner Tipp, der vielleicht ein bisschen weiter hinten ansetzt, aber die Erfahrung die wir einfach gemacht haben ist, solche Programme gemeinsam auch mit Unterstützung von Ärzten zu entwickeln. Das mag jetzt vielleicht so als: "Na, no nah", klingen, ist es aber definitiv nicht, aus meiner Erfahrung. Und deswegen da Ärzte, Schwestern und vor allem natürlich auch Patienten da zu involvieren, um diese Inhalte entsprechend aufzusetzen, ist dann natürlich ein entsprechend wichtiger Punkt. Und dann auch wirklich das zu liefern, was das Programm denn verspricht.

Dominik Flener: Und damit kommen wir zur Frage: Welchen Impact wird dieses Thema auf die Sales haben? Ja und die Frage kann ich nur dann beantworten, wenn ich final mir im Klaren bin, gibt es Benefits für die Stakeholder? Habe ich keine Benefits, werde ich keine Impacts auf die Sales haben, sondern werde ich eher vielleicht sogar einen Distractor haben, der mich von meinen Sales abbringt. Aber unser Zugang wäre, dass wenn ein Patientenprogramm gut gemacht ist, werden wir einen wirklichen Mehrwert für die Stakeholder haben. Und die Stakeholder sind aus unserer Sicht einerseits natürlich jetzt die Patienten, die jetzt vielleicht von Patient zu Patient empfehlen und sagen: "Du, das ist ein super Programm, sensationell, von der Firma gesponsert und unterstützt, das kann sicher einmal einen Impact haben!" Vielleicht manchmal auf den ersten Blick schwer messbar, weil wir natürlich Patientenwanderungen zum jetzigen Zeitpunkt schwer tracken können. Aber das ist etwas, da kann ich einmal dran glauben und das ist etwas, was ich aufgrund von hoher Interaktionsraten sicher einmal rückschließen kann.

René Neubach: Ja und wenn wir uns die Benefits jetzt anschauen, Dominik, das ist jetzt eigentlich eine Frage, die glaube ich dir auf den Leib geschneidert ist. Warum verschreibt denn der Arzt jetzt eigentlich mehr?

Dominik Flener: Ja, das ist immer die spannende Frage und das ist auch die Frage, die wir immer beantworten müssen, wenn es um solche Programme geht. Na ja, jetzt investiere ich Euro X, wird denn der Arzt final damit mehr verschreiben? Und da kehren wir eigentlich zu unserer Anfangsaussage zurück. Ist es eine Insellösung, wird er deswegen keine einzige Packung mehr verschreiben. ist es Teil der Gesamtstrategie, dann muss ich die Betrachtung, nämlich verschreibt er deswegen mehr, einfach als ein weiteres Tool in die Gesamtstrategie einfließen lassen. Also das ist sozusagen der entscheidende Punkt. Da muss ich sagen, das ist ein Tool der Gesamtmaschinerie und daher kann ich jetzt nicht rechnen und sagen: "Okay, ich habe das Patientenprogramm X gekostet und ist genau X auch zurückgekommen." Sondern es ist Teil einmal der Gesamtbetrachtung.

Warum betonen wir das so? Da wir davon ausgehen, dass ein Patientenprogramm etwas im Sales bewegen kann und da muss ich es einfach als weiteren Mechanismus sehen. Das ist Punkt eins. Punkt zwei ist, der zweite Schritt zu sagen: "Ich brauche auch Geduld!" Wir haben die Erfahrungswerte zum Thema Außendienst, die kennen wir einfach. Da gibt es Mechanismen. Wie oft muss ich einen Arzt besuchen? Wie oft am Tag? Also wie viele Ärzte am Tag? Wie oft im Jahr? Was ist bei A-Ärzten, was ist bei B-Ärzten, etc.? Das haben wir über viele Jahre gelernt. Diese Mechanismen fehlen uns zum jetzigen Zeitpunkt noch bei Patientenprogrammen. Und deswegen empfehlen wir lieber einmal eine Spur kleiner zu starten und ausreichend Budget zu haben, um das vielleicht über eine gewisse Zeit dann auch weiterverfolgen und noch optimieren zu können, als sozusagen einmal ins Casino zu gehen und alles auf Rot zu setzen und zu sagen: "Ich habe ein Budget von 50.000€ und ich schiebe das alles auf Rot und wenn es gut geht ist es super und wenn es schief geht ist es aus." Sondern vielleicht hier einmal mit einem bisschen geringeren Einsatz zu starten und den Rest des Cash aber dementsprechend aufzuheben.

René Neubach: Ja und wenn man sich jetzt dann anschaut okay, wie funktioniert diese ganze Methode da eigentlich dahinter? Warum funktionieren Patientenprogramme und wie funktionieren sie? Also wenn wir jetzt alle diese Voraussetzungen, die wir jetzt vorher aufgezählt haben, wirklich gut durchexorziert, dann stehen am Ende des Tages einfach glückliche Patienten. Und dieser Satz, der uns da immer wieder einfällt ist einfach: "Happy patients, happy doctors", und macht natürlich auch die Company happy am Ende des Tages. Für den Arzt hat das insofern einen großen Benefit, als dass man sieht, wenn der Arzt zufriedene Patienten hat, dann hat er weniger Arbeit damit, was für den Arzt eine Riesenbereicherung ist. Und diese Dankbarkeit, die beim Arzt entsteht dadurch, dass man als Firma jetzt eben dieses Programm zur Verfügung gestellt hat, um sein Leben etwas einfacher zu machen, führt natürlich zu einer positiven Reputation für das Unternehmen, für den Außendienstmitarbeiter im Speziellen. man kann das jetzt umlegen, wie man möchte. Und diese positive Reputation, das sieht man immer wieder, das haben wir ja auch in unserem letzten Podcast erwähnt, hat über diese längere Laufzeit, die dann natürlich jetzt schon wieder gefordert ist, um das noch einmal zu wiederholen, auch einen positiven Impact auf die Sales.

Dominik Flener: Ja und wovon man sich, glaube ich, verabschieden kann ist, dass alle Ärzte so altruistisch sind und sagen, so nach dem Motto: "Ich mache das nur, damit meine Patienten glücklich sind." Das alleine wird ein bisschen zu wenig sein. Sondern wir werden wirklich diesen Mehrwert haben, z.B., machen wir einen einfachen Fall. Es gibt viele Rückfragen von Patienten. Wir haben das letztens ja in einem Projekt mit Ärzten auch besprochen, die sagen: "Die Patienten kommen immer mit derselben Frage. Ich beantworte neunmal am Tag dieselbe Frage. Mir wäre wirklich geholfen, wenn mit so einem Portal Standardfragen abgedeckt wären und ich dann Zeit habe, um mich um die richtigen Fragen zu kümmern." Das ist dann wirklich ein Mehrwert für den Arzt, es ist auch ein Mehrwert für die Patienten, weil er schnell seine Antworten bekommt und nicht auf die nächste Sprechstunde, auf den nächsten Termin beim Arzt warten muss. Da habe ich einen zufriedenen Patienten, der dann in weiterer Folge weniger Arbeit für den Arzt ist und damit auch den Arzt glücklich macht. Und genau solche Zusammenhänge gilt es herzustellen, solche Zusammenhänge gilt es durch ein Patientenprogramm abzudecken und damit, wie du gesagt hast: "Happy patients, happy doctors."

René Neubach: Happy life!

Dominik Flener: Genau, ja und dann happy life für alle. Und das ist genau das, was wir auf den Weg mitgeben sollen. Also es schließt sich der Kreis immer wieder. Es kehrt die Ausgangsfrage, hilft unser Programm einen Benefit in der Behandlung zu machen, damit Patienten glücklicher zu machen und damit in der Kette den Arzt glücklich zu machen?

René Neubach: Um das geht es halt dann wirklich, das macht halt wirklich den großen Unterschied aus. In der Kommunikation wirklich auf das seinen Fokus zu legen, dass alle in der Kette wirklich verstehen, was ist der Benefit für den Arzt? Und das dann entsprechend zu kommunizieren, weil das der Schlüssel zum Erfolg ist. Und es ist der einzige Schlüssel zum Erfolg, so viel kann man sagen, aus momentaner Sicht.

Dominik Flener: Ja, weil wir den entscheidenden Faktor haben und insofern muss ein Patientenprogramm auch noch von einer klassischen, sonstigen Sales Initiative unterschieden werden. Bei den klassischen Sales geht es darum, erst Verschreibungen zu generieren. Bei Patientenprogrammen geht es nicht vorrangig um Erstverschreibungen, sondern es geht natürlich auch darum, Ärzte und Patienten langfristig in der Therapie zu halten und damit natürlich auch jetzt Patienten, die abspringen aufgrund von Non Compliance, etc. nicht zu verlieren. Und auch das ist sicher etwas, was man sich in der Betrachtung, wenn es darum geht, KPIs und ich rechne mir aus, macht so ein Programm in weiterer Folge Sinn, das zu berücksichtigen.

René Neubach: Ja, na damit sind wir schon am Ende unserer heutigen Geschichte. Also wir werden uns weiterhin mit dem Thema Patient Centricity befassen. Ich hoffe, Sie bleiben uns treu beim Zuhören. Für heute sagen wir vielen Dank fürs Zuhören!

Dominik Flener: Ja, keep you posted bei R&D und Patients in Kürze mit Episode Nummer vier. Vielen Dank!

Outro: Das war die aktuelle Ausgabe von R&D on Patients. Vielen Dank fürs Zuhören! Wie immer freuen wir uns über Fragen, Kommentare und Anregungen. Und natürlich freuen wir uns auch, wenn Sie uns weiterempfehlen. Bis bald!